Nearshoring: Resiliente Supply Chains durch Regionalisierung

Regionalisierung von Lieferketten

Die Globalisierung der Lieferketten hat Europäischen Unternehmen in den letzten Jahrzehnten zu mehr Effizienz verholfen. Angesichts aktueller Krisen werden jedoch die Risiken sichtbarer. In den Management-Etagen vieler Unternehmen wird deshalb derzeit über Nearshoring diskutiert. Wo liegen die Vorteile – und lohnt sich die Regionalisierung auch bei volatilen Logistikkosten?

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Den Mitarbeiter:innen von IBM war das eigene Unternehmen so ans Herz gewachsen, dass sie ihm einen liebevollen Spitznamen gaben: Big Blue. Das klang mächtig, das klang erhaben und es  klang ironischerweise auch wie ein Blauwal, den es immer wieder in die Ferne zieht. So war es dann auch bei IBM Anfang der 2000er.

Der einstige Stolz der USA verlagerte massenweise Arbeitsplätze in Niedriglohnländer wie Indien, Brasilien sowie China und erklärte das damit, dass das Unternehmen global operiere und die  Arbeitskosten in den USA schlicht zu hoch seien.

Offshoring war strategisch lange Zeit gewünscht

IBM war damals ein extrem kontroverses Beispiel für Offshoring, längst aber nicht das Einzige. Industriegiganten wie Siemens verlagerten Arbeitsplätze und Produktionsstätten ebenso ins  Ausland wie die Bekleidungsbranche und Spielzeughersteller. Sie alle sahen Asien oder Süd- und Mittelamerika als große Chance, schließlich waren die Arbeitskosten dort ein Preisvorteil,  trotz zusätzlicher Logistikkosten. Das führte dazu, dass viele Unternehmen ihre Produktionen in Europa oder den USA reduzierten oder diese komplett verlagerten.

Mit der Verlagerung etablierten sich in den Folgejahren global verzweigte Lieferketten in diversen Branchen in wiederum diversen Ländern und die Produkte wurden über den gesamten  Globus verschickt, bevor sie bei den Endkund:innen ankamen. Es war ein gut funktionierendes System, das sich lange wirtschaftlich rechnete. Seit einigen Jahren schwächelt das Konzept  des Freihandels – wirtschaftliche Spannungen zwischen China und den USA, Protektionismus und neue Zölle sorgten für Unsicherheiten auf den Märkten. Seit der Coronapandemie haben sich  die Spielregeln der globalen Welt verändert.

Die vielen Vorteile des Nearshorings

Gut drei Jahre nach der Pandemie ist das Interesse etwas abgeklungen. Die Logistikkosten sind inzwischen wieder gesunken und die Gefahr von Ausfällen in den Lieferketten hat abgenommen.  Doch es ist nicht von der Hand zu weisen, die Zahl der Early Mover steigt: Zukunftsorientierte Unternehmen wie der Modegigant C&A produzieren nach über 20 Jahren wieder in Deutschland,  Skispezialist Salomon holt mit einer Hightechfabrik die Produktion von Schuhen zurück nach Frankreich und IT-Dienstleister zieht es plötzlich nicht mehr nach Indien, sondern an die Algarve  nach Portugal. Das Land punktet mit einer hohen Qualität gepaart mit niedrigen Lohnkosten im Vergleich zu Nordeuropa und hat mittlerweile so viele Anfragen für neue Ansiedlungen, dass es  zeitweise schon heißt: „Tut uns leid, wir sind komplett ausgebucht.“

Verwunderlich ist das nicht, die Vorzüge regionaler Lieferketten sind vielfältig:

  • Nearshoring senkt Risiken in der Lieferkette und steigert die Transparenz.
  • Kurze Wegen erhöhen die Kontrolle der eigenen Lieferanten & Vorlieferanten
  • Nearshoring kann dank hochautomatisierter, moderner Fertigung und kürzerer Lieferwege eine wichtige Rolle in der grünen Transformation spielen

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Autor:innen

Patrick Lepperhoff

ist Principal bei KGM Strategy in Köln und leitet unser Center of Excellence „SCM & Resilience. Der Lieferketten-Experte berät überwiegend Kunden aus dem Automotive-Sektor, dem Maschinenbau sowie der Konsumgüterproduktion.

patrick.lepperhoff@kgmstrategy.com

Jasmin Mikl

ist Project Manager am Standort Wien und Mitglied unseres Centers of Excellence Supply Chain Management. Sie berät überwiegend Kunden aus der Automobil- und Prozessindustrie bei der Optimierung von Lieferketten,

jasmin.mikl@kgmstrategy.com

 

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